Zu den Bahnbrechern der Psychiatrie gehört der deutsche Arzt Johann Christian Reil. Er erkannte, dass Wahnsinn eine Krankheit ist und keine Besessenheit. Seine Therapie aber trug bizarre Züge. Jahrhunderts der von Straftätern. Misshandlungen waren an der Tagesordnung. Mit der Aufklärung war die Idee entstanden, dass der Mensch mit Vernunft begabt und zur Freiheit geboren war. Darum glaubte man nicht länger, Wahnsinnige seien von bösen Geistern besessen oder hätten sich durch unmoralischen Lebenswandel — Trunksucht, ungewöhnliche Sexpraktiken oder Onanie — schuldhaft in ihre Lage gebracht, sondern fing an, sie als Kranke zu begreifen. Mit der Französischen Revolution wurde auch der politische Rahmen für diese Entwicklung geschaffen. Wenngleich dieser Vorgang in der Forschung umstritten ist, setzte zu dieser Zeit ein Wechsel in der Behandlung geistig Kranker ein. Die Lebensgeschichten der ersten Ärzte, die sich Nutten In Der Hufelandstrasse Deutschland mit psychischen Erkrankungen beschäftigten, dienen ihm dabei als Wegmarken. Zum Beispiel Johann Christian Reil. Der führte in Halle eine florierende Privatpraxis, in der er Prominente wie Goethe, Schiller und Herder behandelte. In seiner Vorstellung war der Arzt ganz von den Idealen der Aufklärung geprägt — auch wenn ihn seine Beobachtungen den Zweifel Nutten In Der Hufelandstrasse der stetigen Verbesserung des Menschen lehrten. Gleichzeitig beeinflusste ihn die romantische Medizin, die den Menschen als organisches Ganzes begriff. Zu dem gehörte auch der Wahnsinn. Im Gegensatz zu vielen Aufklärern ging Reil allerdings davon aus, dass unkontrollierte Leidenschaften der direkten Erziehung und moralischen Verbesserung nicht zugänglich seien, sondern nur kanalisiert werden könnten. Erklärmuster für psychische Erkrankungen entstammten auch im Jahrhundert oft noch dem klassischen Altertum. Erst langsam überholte sich die antike Auffassung des Leibes als Behältnis von verschiedenen Säften Blut, schwarze und gelbe Galle, Schleimdie angestaut zu Krankheiten und Verstimmungen führen würden. Für geistige Krankheiten machte die Säftelehre die Dysfunktionen der Gallenarten verantwortlich. Die gelbe Galle chole führe zu gewalttätiger Raserei — woraus sich in der Temperamentenlehre der Typus des Cholerikers ergab. Ein Überfluss an schwarzer Galle melaina chole begründe Schwermut und Melancholie. Aderlass, Abführmittel, Erbrechen oder sogar sexuelle Stimulation durch die Hand des Arztes galten als Methoden, um die Säfte aus dem Körper zu treiben. Die Aufklärer gingen neue Wege. Sie definierten Gesundheit als Abwehr von Krankheitsursachen. Als neue Ordnungsinstanz wurde die Zentralstellung des Nervensystems entdeckt. Wahnsinn entsteht danach durch das Unvermögen der Nerven, das Zusammenspiel der Organe im Körper zu koordinieren. Der erste Schritt zur Heilung bestehe darin, den Patienten gefügig zu machen. Für Rasende empfahl Reil eine Tauchkur in eiskaltem Wasser, um ihnen einen lähmenden Schock zu versetzen. Als geeigneten Rahmen entwarf Reil das ideale Irrenhaus. Es sollte vollends auf die Heilung abzielen und nur Patienten aufnehmen, bei denen dieses Ziel möglich schien. Eine kleine Zahl an Kranken sollte in landschaftlich reizvollen Gegenden untergebracht werden — die Ausstattung der Unterkunft möglichst einfach, abwaschbar und pflegeleicht gehalten werden. Sowohl Leibesertüchtigung als auch spirituelle Erbauung stünden auf dem Heilplan: Neben Exerzierplatz und Theater waren auch Grotten und magische Tempel vorgesehen. Während sich der Visionär Reil an neuen Ideen abarbeitete, wurde er von der Praxis langsam überholt: In Neuruppin hatte sich bereits eine Anstalt gebildet, die viele seiner Forderungen erfüllte. Reil, der sich inzwischen in Berlin niedergelassen hatte, konnte sich dort nicht gegen Christoph Wilhelm Hufeland, den Leibarzt des Königs, durchsetzen. Währenddessen wurde in Leipzig der erste Universitätslehrstuhl für Nerven- und Seelenheilkunde etabliert, der mit Johann Christian August Heinroth besetzt wurde.
Psychiatrie: Als „Bordell-Nymphen“ gegen Depressionen halfen
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Etymologie und alternative Bezeichnungen
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